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Rektusdiastase: Babybauch ohne Ende?

Hamburg (ots) –

Die Geburt ist eine Weile her, doch der Babybauch ist nicht passé: Schätzungen zufolge behält jede zweite Frau nach der Schwangerschaft eine Schwachstelle in der Bauchmitte zurück – die sogenannte Rektusdiastase (https://hernie.de/rektusdiastase/). Je nach Ausprägung und Beschwerden reichen die Optionen von Physiotherapie bis hin zu verschiedenen OP-Verfahren.

Um dem Baby Platz zu schaffen, weichen die geraden Bauchmuskeln insbesondere im letzten Schwangerschaftsdrittel auseinander. Der Bereich zwischen dem rechten und linken Bauchmuskel, genannt Linea Alba, ist normalerweise ein bis zwei Zentimeter breit. Mit dem wachsenden Bauch verbeitert sich diese und lässt sich von außen als eine Art Spalt ertasten. Die Entstehung einer Rektusdiastase (https://hernie.de/rektusdiastase/) ist eigentlich ein schlauer Schachzug von Mutter Natur, für viele Betroffene jedoch weniger erfreulich – zumindest, wenn sie sich nach der Geburt weder von allein, noch durch mühsames Training schließt. Bei rund der Hälfte der Frauen bleibt noch nach Monaten oder Jahren eine erhebliche Verbreiterung der Linea Alba und durch die geschwächte Bauchwand vielfach ein Schwangerschafts-typischer Kugelbauch.

Wenn die Diastase bleibt: Nicht jede Frau hat ihre Bauchmitte „in der Hand“

Ein kosmetisches Problem? Durchaus, aber nicht nur: Eine ausgeprägte Rektusdiastase kann auch körperlich Beschwerden machen. Typisch sind starke Rückenschmerzen oder Schwierigkeiten bei der Bauchpresse, auch verbunden mit Verdauungsproblemen. „Oft ist die psychische Belastung sogar schlimmer“, erlebt Prof. Henning Niebuhr (https://hernie.de/team/prof-henning-niebuhr/) immer wieder. Gemeinsam mit Dr. Wolfgang Reinpold (https://hernie.de/team/dr-wolfgang-reinpold/) leitet er das Hamburger Hernien Centrum (https://hernie.de/), das neben der Bauchwandbruchchirurgie auf die operative Behandlung von Rektusdiastasen spezialisiert ist. „So haben viele Patientinnen nicht nur mit gesundheitlichen Beschwerden und der Ästhetik ihres erschlafften Bauches zu kämpfen, sondern auch mit den Bemerkungen Außenstehender.“ Die Kommentare reichen von Glückwünschen zur vermeintlich erneuten Schwangerschaft oder leicht gesagten Ratschlagen á la ‚mit ein bisschen Disziplin bei der Rückbildung und der richtigen Ernährung hat es noch jede geschafft‘. „Leider falsch“, entgegnet auch Dr. Reinpold. „Es gibt Frauen, die können noch so hart trainieren und konsequent Gewicht abbauen, aber die Rektusdiastase bleibt.“ Schuld ist – wie so oft – eine Bindegewebsschwäche, die in den meisten Fällen angeboren und daher nur bedingt beeinflussbar ist.

Wann und wie operieren? Tausende Frauen diskutieren online

Dass in puncto Rektusdiastase viel Gesprächs- und Aufklärungsbedarf herrscht, zeigt sich vor allem im Netz. Allein in Facebook-Gruppen tauschen sich Tausende Frauen über ihre Leidensgeschichten und Behandlungsmöglichkeiten aus. Grundlegende Fragen: Wie groß darf eine Rektusdiastase sein? Wann ist der „Spalt“ zwischen den Bauchmuskeln Anlass für eine OP? Und welches Verfahren ist geeignet?

Orientierung bietet eine 2019 von Bauchwandspezialisten im Rahmen der Deutschen Hernien Gesellschaft (DHG) erarbeitete Klassifikation. Diese berücksichtigt neben der Breit auch die genaue Position der Rektusdiastase, die Beschaffenheit der Haut, die Anzahl vorangegangener Schwangerschaften sowie die Frage nach zusätzlich bestehenden Hernien, also Bauchwandbrüchen. „Mit der Klassifikation können mögliche Therapien sinnvoll geplant werden – und zwar auf einer gemeinsamen Basis“, erläutert Dr. Reinpold, der mit seinem Chefarzt-Kollegen Prof. Niebuhr an der Publikation mitgewirkt hat. Was die Spaltbreite und die Hautbeschaffenheit betrifft, werden Rektusdiastasen seitdem in Schweregrad 1 (weniger als 3 cm, bei keinem oder sehr geringem Hautüberschuss), Grad 2 (3-5 cm Spaltbreite bei geringem Hautüberschuss) und Grad 3 (mehr als 5 cm Spaltbreite bei erheblichem Hautüberschuss) eingeteilt. Während sich die Größe der Rektusdiastase per Tastuntersuchung bzw. der sogenannten Zwei- oder Dreifingermethode schon erahnen lässt, ermöglicht der dynamische Ultraschall eine besonders präzise Diagnostik. „Aufwendigere und mit langer Wartezeit verbundene Verfahren wie ein MRT sind nicht erforderlich“, so Prof. Niebuhr.

Von kann bis sollte: OP erst ab Rektusdiastase Grad 2 sinnvoll

Doch was sagt die Klassifikation im Hinblick auf die Behandlungsoptionen? Bauchwand-Experten sind sich einig: Eine Rektusdiastase Grad 1 ist kein Anlass zu operieren. Die Rückbildung ist hier mit Physiotherapie realistisch, ggf. unterstützt durch elektrische Muskelstimulation. Bei Grad 2 kann eine minimal-invasive OP eine sinnvolle Option sein – insbesondere, wenn Beschwerden und/oder zusätzliche Hernien vorliegen. „Bei einer Rektusdiastase dritten Grades sollte irgendwann operiert werden“, so Prof. Niebuhr. „In der Regel empfiehlt sich dann ein kombiniertes Verfahren mit zusätzlicher Bauchdeckenstraffung.“

MILOS: Rektusdiastasen minimal-invasiv operieren

Fünf Buchstaben, die in den Rektusdiasen-Foren immer wieder fallen: MILOS (https://hernie.de/milos/), kurz für MIni or Less Open Sublay Operation. Dabei handelt es sich um ein minimal-invasives OP-Verfahren, das sich für Rektusdiastasen Grad 2 eignet – sofern die Bauchhaut nicht oder nur wenig erschlafft ist. Dr. Wolfgang Reinpold weiß, wovon er spricht, denn er selbst hat die OP-Technik mit einem Hamburger Team entwickelt: „Ein großer Vorteil von MILOS ist, dass wir mit nur kleinen Schnitten funktionell wie kosmetisch sehr überzeugende Ergebnisse erreichen“, erklärt er. So ist meist nur ein zwei bis drei Zentimeter langer Schnitt im Bereich des Nabels von Nöten. „Liegen zusätzlich zur Rektusdiastase auch Hernien vor, können wir diese im gleichen Eingriff mitversorgen.“ Und das ist gar nicht selten der Fall, denn: Durch die auseinander gewichene Muskulatur ist die empfindliche Bauchwand weniger geschützt, sodass es schneller zu Bauchwandbrüchen wie beispielsweise einem Nabelbruch (https://hernie.de/nabelbruch/) kommt.

Rektusdiastase dritten Grades: Teamarbeit gefragt

Bei sehr großen Rektusdiastasen, beinahe immer verbunden mit großen Mengen erschlaffter, herunterhängender Haut, ist ein größerer Eingriff erforderlich. Besonders gefragt ist eine sogenannte Hybrid-OP, die Bauchwandspezialisten im Team mit plastischen Chirurgen durchführen. Prof. Niebuhr und Dr. Reinpold widmen sich in diesem Fall der Wiederherstellung der tiefen Bauchwandschichten und der Muskulatur, während die plastischen Chirurgen die erschlaffte Bauchhaut straffen und für das gewünschte ästhetische Ergebnis sorgen. Prof. Niebuhr betont: „So ein aufwendiger Eingriff mit einem vergleichsweise großen Hautschnitt sollte gut überlegt und geplant sein. Patientinnen sollten mit einem Klinikaufenthalt von sechs bis acht Tagen und einem Heilungsprozess von gut acht Wochen rechnen.“ Zudem empfehlen die Experten, die kombinierte OP erst nach abgeschlossener Familienplanung in Erwägung zu ziehen. „Theoretisch ist eine weitere Schwangerschaft zwar möglich, aber aufgrund der eng rekonstruierten Bauchwand ist eine nochmalige Ausdehnung nicht empfehlenswert“, fügt Dr. Reinpold hinzu.

Was kostet eine Rektusdiastase-OP?

Ebenfalls ein Thema, das offen besprochen werden muss, um böse Überraschungen zu vermeiden: die zumindest mit der Hybrid-OP verbundenen privaten Kosten von bis zu 10.000 Euro. „Die meisten Frauen kommen jedoch sehr entschlossen und gut informiert in unsere Hybrid-Sprechstunden – übrigens nicht selten mit für uns absurd hohen Kostenvoranschlägen anderer, meist internationaler Kliniken“, so Prof. Niebuhr. Tatsächlich nehmen viele Patientinnen für ihren „Wunsch-Bauch“ weite Reisen auf sich. Allen voran in Italien und den USA beworbene Roboter-Verfahren werden in den online-communities diskutiert und Kosten von 60.000 Euro und mehr abgewogen. Für die Hamburger Experten nicht nachvollziehbar, denn: „Eine Roboter-gestützte OP eignet sich wenn überhaupt bei Rektusdiastasen zweiten Grades, die wir mit MILOS sehr schonend minimal-invasiv realisieren können – in der Regel mit kleineren Schnitten und dünneren Instrumenten als für einen Roboter möglich“, so Dr. Reinpold. Als besonders innovativ empfundene Roboter-Techniken basieren den Hamburger Experten zufolge auf bestehenden Verfahren wie u. a. MILOS, stellen aber vielmehr eine Unterstützung für Chirurgen als einen Mehrwert für Patientinnen und Patienten dar – insbesondere vor dem Hintergrund der sehr hohen OP-Kosten.

Umstrittenes Thema Kunststoffnetz: Fremdkörper im Bauch?

Ob minimal-invasive MILOS-OP oder größere Hybridoperation – Bauchwandspezialisten empfehlen häufig, die Muskulatur nicht nur zu vernähen, sondern die Bauchwand zusätzlich mit einem belastbaren Kunststoffnetz zu stärken. Ein sinnvolles und nachhaltiges Verfahren, das in den sozialen Netzwerken aber umstritten ist. So suchen viele Frauen gezielt nach Chirurgen, die ohne Netz operieren. Typische Gründe: Unbehagen vor einem „Fremdkörper“ im Bauch, Sorgen vor Abstoßungen, Allergien oder Beeinträchtigungen im Falle weiterer Schwangerschaften. „Auf den ersten Blick vielleicht nachvollziehbar, bei genauem Hinsehen aber so gut wie unbegründet“, macht Dr. Reinpold Mut. „Reaktionen wie Allergien oder Schmerzen sind sehr selten. Das MILOS-Verfahren bietet zudem den großen Vorteil, dass das Netz außerhalb der Bauchhöhle eingesetzt wird, nicht mit den Bauchorganen in Kontakt kommt und auch keine schmerzhafte Fixierung etwa durch Tacker nötig ist.“ Und auch wenn die meisten Frauen erst dann eine OP planen, wenn kein Kinderwunsch mehr besteht: Nach einer MILOS OP sind auch weitere Schwangerschaften nicht ausgeschlossen. „Die Kunststoffnetze sind belastbar und zumindest kleinere Netze sind nach unserer Erfahrung kein Hindernis bei Schwangerschaft oder Geburt.“

Schmerzfreiheit, Ästhetik, neue Lebensqualität

Während eine Rektusdiastase also von selbst und naturgewollt entsteht, ist ihr Verschwinden für betroffene Frauen oft mit einem langen Weg verbunden. Ein Weg, der weitreichende Entscheidungen, unterschiedlich große Strapazen und teilweise auch hohe Kosten erfordert. „Patientinnen auf diesem Weg zu begleiten und mit ihnen die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe“, so Prof. Niebuhr. Dr. Reinpold ergänzt: „Entsprechend erfreulich und oft auch tief bewegend ist es, wenn wir am Ziel sind und Frauen berichten, dass sie nach der OP nicht nur zurück zur Schmerzfreiheit und Ästhetik gefunden, sondern auch ganz neue Lebensqualität gewonnen haben.“

Über das Hamburger Hernien Centrum (HHC)

2021 haben sich die international führenden Hernien-Spezialisten Prof. Henning Niebuhr und Dr. Wolfgang Reinpold mit zwei Oberärzten zum Hamburger Hernien Centrum (HHC) zusammengeschlossen. An mehreren Standorten in Hamburg werden alle Hernientypen behandelt – darunter Leisten-, Schenkel-, Nabel-, Bauchwand-, Narben- und Zwerchfellbrüche sowie Rektusdiastasen und Sportlerleisten. Im Hamburger Hernien Centrum werden entscheidende, von den beteiligten Chirurgen entwickelte, Innovationen zusammengeführt und Patienten über den gesamten Behandlungsprozess von spezialisierten Fachärzten begleitet.

Pressekontakt:

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